Vorab, Fischtunke hat mit Fisch absolut nichts zu tun. Woher der Name kommt, ist nebulös. Möglicherweise wurde sie dereinst zum Karpfen gereicht. Vielleicht weiß jemand Genaueres!

Dann noch eine kleine Warnung, dieses Rezept ist eher etwas skurril. Genauer gesagt werden vermutlich nur Schlesier und Abkömmlinge von Schlesiern verstehen, wie man so etwas essen kann. Hier das Originalrezept von meiner Oma Limbach:


Zugegeben, auch ich brauchte einige Jahre, bis ich wirklich Gefallen daran fand. Allerdings war der Duft, der an Heiligabend seit jeher durch’s Haus zog, immer schon mehr Weihnachten, als Weihnachtsbaum und Geschenke zusammen.

Die Fischtunke basiert auf viel Geräuchertem (vom Schwein). Wenn möglich, den Metzger/Schlachter des Vertrauens darum bitten, die Fleischwaren etwas länger im Rauch zu belassen.

Wir bestellen beim Metzger/Schlachter:

750 g     dicke geräucherte Rippe
1000 g   Kasseler Lachsbraten
1            ganzen Strang dünne Räucherrippe
500 g     durchwachsenen Speck
10          Wiener Würstchen
5            schlesische Weißwürste
(wir haben dieses Mal Rohe Polnische versucht, hat uns nicht so gut geschmeckt)


Außerdem stehen auf meinem Einkaufszettel:

2 Pakete        Soßen(leb)kuchen z.B. von Leupoldt
(ich habe aber auch ein Rezept zum Selberbacken)
2 Flaschen     gutes Malzbier oder mehr als Getränk
(ich nehme immer Müller’s Malz aus dem Biosupermarkt)
Wurzelgemüse s.u.
Gewürzkörner  etc. s.u.
2 kg                Sauerkraut vom Fass
1                     Porree und
1                     Möhre für das Sauerkraut und
ein                  gutes Landbrot

Am Morgen des Heiligen Abend (oder am Vorabend) die dicke Rippe und 2/3 des geräucherten durchwachsenen Specks in einem großen Topf mit Wasser bedecken und mit

1             Schale von einer unbehandelten Zitrone
2             kleine Petersilienwurzeln, grob gewürfelt
1/2          Pastinake, grob gewürfelt
3/4          Sellerie, grob gewürfelt
5             Zwiebeln ganz
4             Lorbeerblättern
3 – 5        Pimentkörnern
10           Pfefferkörnern
5             Wachholderbeeren

ca. eineinhalb Stunden bei schwacher Hitze köcheln lassen. Garzustand des Fleisches unbedingt laufend kontrollieren, jedoch darauf achten, dass was übrig bleibt. Kinder, Ehegatten und sonstige Diebe fernhalten, außer man hat sie ganz dolle lieb. Nach ca. Dreiviertel der Garzeit die dünnen Rippen zufügen. Man kann auch gut alles nacheinander auskochen, wenn der Topf nicht groß genug ist.

Anschließend Fleisch und Gewürze und Suppengemüse oder Teile davon, je nach Gusto, aus der Brühe nehmen.

Am Heiligen Abend gegen Nachmittag den Soßenlebkuchen klein würfeln und zunächst ca. 2-3 Hände voll in die kochende Brühe geben und unter Rühren auflösen.

Wenn die Fischtunke zu dünn ist, zusätzlichen Soßenkuchen hinzugeben und wieder so lange köcheln lassen, bis sich alles aufgelöst hat, das dauert ca. eine halbe Stunde ggfls. mit dem Pürierstab nachhelfen.

½ bis 2 Flaschen    Malzbier  zugeben,
bis die gewünschte Konsistenz erreicht ist und mit dem
Saft von ca. ½ bis 1 Zitrone abschmecken.

In der Zwischenzeit den Kasseler-Lachsbraten im Backofen bei 70 bis 80° C auf eine Kerntemperatur von ca. 55 ° C (leicht rosa) bis 65° C (voll durchgegart) erhitzen. Dafür kann man etwa zwei Stunden ansetzten.

Das Sauerkraut nach den persönlichen Vorlieben garen. (s. Rezept Sauerkraut nach Art des Hausherrn)

Wienerle erhitzen
Schlesische Weißwürste erhitzen oder braten

Serviert wird wie folgt:

Sauerkraut mit der Soße und Würsten und/oder Fleisch nach Wahl auf jedem Teller anrichten. Das Brot wird getrennt angeboten und entweder in Stücken mit dem Sauerkraut/Soßengemisch oder getrennt gegessen. Als Getränk gibt es Bier, Malzbier oder ein Gemisch aus beidem.

Zugereiste/Eingeheiratete und ähnliche Fremdlinge brauchen nach meiner Erfahrung etliche Weihnachten, bis sie sich ergeben und ohne Murren mitessen. Und anschließend gibt’s